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Summer & Winter: Olympic Challenge

31. 12. 2021 | Kategorie: Klassiker | Autor: Mario Siewert

Die in Kürze stattfindenden olympischen Winterspiele in Peking stehen diesmal unter keinem guten Stern: Eine diplomatische Eiszeit zwischen China und vielen westlichen Ländern dürfte ebenso wie die weiterhin andauernde Corona-Pandemie von den sportlichen Geschehnissen ablenken. Trotz allem werden sich viele Videospiel-Veteranen wenn die Wettbewerbe über die Bildschirme flimmern sicher gerne an die Zeiten erinnern, in der die olympischen Spiele noch von oftmals simplen, aber liebevoll gestalteten und extrem schweren Video- und Computerspiel-Umsetzungen begleitet wurden.

Beim Rennrodeln gilt es die Zentrifugalkraft in den Kurven geschickt zu nutzen, um nicht mitsamt des Schlittens zu stürzen.Bereits auf dem Commodore 64 gab es eine solche unter dem Namen „Winter Games“ erschienene Umsetzung von Epyx, die 1985 und damit mehr oder weniger genau zwischen zwei olympischen Winterspielen (1984: Sarajevo, 1988: Calgary) erschien. 1988 folgte dann „The Games: Winter Edition“, das ebenfalls von Epyx vertrieben wurde, aber neben dem C64 auch für MS-DOS erschien. Der inoffizielle Nachfolger „The Games: Winter Challenge“ erschien dann 1991. Da sich die Ära des Commodore zu Ende neigte erschien das Spiel nicht mehr in einer C64-Version, sondern nur noch in einer MS-DOS-Version sowie einer Version für den Sega Genesis.1 Nachdem 1992 pünktlich zu den olympischen Sommerspielen in Barcelona auch „Summer Challenge“ vom selben Entwickler-Team erschien, dauerte es nicht lange, bis beide Spiele zusammen in der Kompilation „Summer & Winter: Olympic Challenge“ veröffentlicht wurden, die es mittlerweile wieder in einer mittels Dosbox lauffähigen Version für alle gängigen Betriebssysteme gibt.

Sowohl in der Version für die Winterspiele als auch in der Version für die Sommerspiele stehen jeweils acht verschiedene Sportarten zur Verfügung. Im Trainings-Modus können die Sportarten alle einzeln gestartet und die jeweiligen Disziplinen beliebig oft geübt werden. Letzten Endes handelt es sich bei allen Umsetzungen bekannter Sportarten wie Riesenslalom oder Hürdenlauf um mehr oder weniger simple Geschicklichkeitsspiele.

In der Übersicht lassen sich die einzelnen Disziplinen auswählen.Im Wettkampf-Modus muss zunächst ein Spieler-Profil angelegt werden, bevor dann nach Auswahl der Gegenspieler die Eröffnungszeremonie erscheint. Während eines laufenden Wettkampfs kann jede Disziplin nur einmal gespielt werden und das Ergebnis wird direkt mit den Ergebnissen der Gegenspieler abgeglichen. Da alle Wettbewerbe einzeln gespielt werden, also jeder Athlet nacheinander antritt und nur die erreichten Punkte, Zeiten oder Sprungweiten verglichen werden unterscheidet sich das eigentliche Spielen der verschiedenen Sportarten im Wettkampf-Modus nicht vom Trainings-Modus. Stattdessen bekommt man im Wettkampf-Modus aber äußerst direkt vor Augen geführt, wie weit man eigentlich von der vermeintlichen Weltspitze entfernt ist, während man im Trainings-Modus vielleicht noch dachte, den Dreh mittlerweile raus zu haben: Der Schwierigkeitsgrad von „Summer & Winter: Olympic Challenge“ hat es wirklich in sich und wer das Spiel in Gänze meistern möchte, muss nicht nur jede Menge üben, sondern auch den ein oder anderen im Spiel versteckten Bug ausnutzen. Erschwerend kommt gerade zu Beginn hinzu, dass nicht immer klar ist wie die Steuerung der einzelnen Disziplinen genau funktioniert. Hier kann ein Blick ins Handbuch zwar Abhilfe schaffen, aber der Umstand, dass die Steuerung nicht gerade intuitiv ist trägt trotzdem zum bereits angesprochenen gehörigen Trainingsaufwand bei, der vonnöten ist, um im Wettkampf-Modus bestehen zu können.

Beim Abfahrsrennen lassen sich die damaligen technischen Grenzen teilweise recht gut erkennen: Weit in der Ferne liegende Streckenabschnitte werden nicht gezeichnet.Technisch war „Summer & Winter: Olympic Challenge“ damals zwar auf der Höhe der Zeit, setzte allerdings auch keine neuen Maßstäbe. Alle Grafiken sind liebevoll gestaltet und viele Sportarten kommen in einem überzeugenden Pseudo-3D daher, das trotz allem aber nicht darüber hinweg täuschen kann, dass es sich bei den auf dem Bildschirm dargestellten Objekten nur um 2D-Sprites handelt, die durch die Spielwelt bewegt werden. Dennoch ist „Summer & Winter: Olympic Challenge“ gut gealtert, denn gerade die liebevoll gezeichneten 2D-Sprites sind es, die jede Menge Retro-Charme versprühen und in der bestehenden Form auch gut und gerne in einem aktuellen Pixel-Art Remake zu finden sein könnten. Ähnliches lässt sich auch über den Sound sagen, der sich wie man es damals gewohnt war in einige spärliche Sound-Effekte und kultige Midi-Musik unterteilt. Während die Musik in den Menüs und am Beginn und Ende der Wettkämpfe ertönt, verhält es sich mit den Sound-Effekten genau anders herum, da diese nur innerhalb der Wettkämpfe zu hören sind. Von den Effekten sollte man sich aber nicht allzu viel erwarten, denn im Großen und Ganzen bleibt es eher stumm, sobald keine Musik abgespielt wird.

Fazit

„Summer & Winter: Olympic Challenge“ weckt mit seinen Retro-Grafiken nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern besticht durch einen hohen Schwierigkeitsgrad, der für alle, die sich auf den anspruchsvollen Wettbewerbs-Modus einlassen mehr als ein paar packende Augenblicke bieten dürfte. Aber auch Gelegenheitsspielern, die pünktlich zum Start der olympischen Winterspiele auf der Suche nach einer kurzweiligen Abwechslung sind und das Original seinerzeit gespielt haben kann ein erneuter Blick auf das Spiel empfohlen werden: Auch knapp 20 Jahre nach dem ursprünglichen Release haben die beiden Spiele nichts von ihrem Charme verloren und können nach einer kurzen Einarbeitung in die Steuerung auch heute noch für unterhaltsame Momente sorgen.

1 nordamerikanische Bezeichnung des Sega Mega Drive

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